Wie definiert sich eigentlich ein „Jude“?

Zu unserem Artikel „Jüdischer Staat“ – Antijüdisch! erreichten uns einige Fragen von Levi R. Goldstein, die wir hier gerne außerhalb der Kommentarfunktion veröffentlichen wollen:

Frage: Wie definiert sich eigentlich ein „Jude“?
Wie definiert sich eigentlich ein „jüdisches Volk“?

Ich würde mich freuen, wenn sie einmal ihren und davon verschiedene prominente Standpunkte darlegen könnten.

Antwort: “Jude” ist, nach dem jüdischen Religionsgesetz, der Thora, wer erstens von einer jüdischen Mutter geboren ist, und zweitens die Gesetze der Thora anerkennt und auch tatsächlich einhält.

Bei fehlen eines dieser beiden Bedingungen ist diese Person dann nach jüdischer Definition nicht “jüdisch”, und nicht als solche zu betrachten. Eine nicht-jüdisch geborene Person kann gleichwohl “jüdisch” werden, sie kann sich als Proselyt, als ‘Ger”, dem jüdischen Volk anschließen, muss aber dann das gesamte jüdische Thora-Gesetz für sich anerkennen, und ebenfalls einhalten.

Dasselbe gilt bei der Definition “jüdisches Volk”: So lange sich dieses an die an Gott am Berge Sinai abgegebene Verpflichtung hält, die “Thora”, das jüdische Religionsgesetz, treu einzuhalten, ist dieses Volk “jüdisch”. Kehrt es sich von diesem Göttlichen Gesetz ab, ist es nicht mehr jüdisch.

In allen Zeiten hat es sich an diese Verpflichtung gehalten, und war immer bemüht, das Göttliche Gesetz treu und pflichtbewusst einzuhalten.

Mit mehr oder weniger Erfolg. Es gab in allen Zeiten Einzelne, und auch größere und kleinere Gruppen, die sich von Gott, der Thora und dem jüdischen Gesetz abgewendet hatten, aber das waren immer nur Absplitterungen. Das Volk als Ganzes blieb “Gottes Volk”, also “jüdisch”.

Heute ist diese Regel noch immer gültig und kein Jota anders.

Was die Zionisten heute in Palästina (sogenannt “Israel”), vollführen, ein “Volk wie alle Völker”, ohne “Thora” ohne “Sinai” sein zu wollen, und es leider auch sind, mit der Lüge, das sei “das jüdische Volk”, ist falsch. Die haben mit dem wirklichen “jüdischen Volk” nicht das geringste zu tun, und auch keinerlei Berechtigung, im Namen desselben zu sprechen.

Die Zionisten beginnen dies selbst auch zu fühlen, und wollen diese Fiktion nun mit neuen Gesetzen und dummen Vorschriften “zementieren”. Es dürfte ihnen aber nicht gelingen. “Jüdisch ist nicht zionistisch, und zionistisch ist nicht jüdisch!”.

Diese Wahrheit wird sich durchsetzen, und es ist zu hoffen: Das jüdische Volk werde diese Fiktion “Zionismus gleich jüdisches Volk” bald los werden, und wieder klar und wie eh und je “Gottes Volk”, also “jüdisch” sein.

Frage: 1. Im „dritten Reich“ wurde ja ein teiljüdisch-sein behauptet über das vorhandensein jüdischer Vorfahren. Ich habe gehört, dass dabei auch Proselyten zugerechnet wurden. Haben sie darüber eine Erkenntnis?
2. M.E. gilt hier in Deutschland das eigene Bekenntnis als ausreichend zur Religionszugehörigkeit. Können sie mir sagen, wie sie dazu stehen?

Antwort: Allerdings ist zu Ihren neuen Fragen zu sagen: Ich habe Ihnen geantwortet was mir aus den einschlägigen rabbinischen Schriften und Kommentaren zu den jüdischen Religions- und Thora-Vorschriften bekannt ist. Das ist aus “jüdischer” Sicht doch das einzig maßgebende und kompetente, was zu dem Thema wirklich relevant ist.

Es gibt sicher noch unzählige andere Ansichten und ‘Patente’ zu dieser Frage, doch ist dies alles nicht im Rahmen unserer Webseite, die sich ja als “unabhängig, Thoratreu und antizionistisch” definiert.

Außerdem bin ich persönlich nicht mit genügend umfassendem Wissen ausgerüstet, um diese heiklen Fragen kompetent und sachgerecht zu beantworten.

Auf ‘Wikipedia’ finden Sie auf Knopfdruck dazu jede Menge Information. Vor allem zu den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 und nachfolgenden Teiländerungen und Ergänzungen lässt sich etliches finden.

Nur soviel ergänzend dazu noch aus meiner Sicht: Die vom Grundsatz her als „Rassengesetzgebung“ aufgebauten antijüdischen Gesetze der Nazis kamen nicht aus ohne Feststellung darüber ob jemandes Großeltern jüdisch waren oder nicht, also spielte deren „Religionszugehörigkeit“ eine wesentliche Rolle. Andererseits galt jemand, der 3 jüdische Großeltern hatte, als „Volljude“, unabhängig davon ob seine eigene Mutter Jüdin war oder nicht. Diese „Variante“ war sicherlich eher selten, doch zeigt sie, dass die Nazis eine andere Definition kreierten. Denn jemand, dessen beide Großeltern väterlicherseits Juden sind und dessen Großvater mütterlicherseits Jude ist, ist nach jüdischem Recht immer noch kein Jude, denn es „fehlt“ ganz offensichtlich die jüdische Großmutter mütterlicherseits. Im Umkehrschluss war jemand, der „nur“ EINE jüdische Großmutter mütterlicherseits hatte, nach der Logik der Nazis „nur“ ein „Mischling zweiten Grades“, ist jedoch nach jüdischem Recht ganz einfach Jude.

Sie sehen also, wir bewegen uns hier auf einem schwierigen Terrain. Fakt war, ist und bleibt jedoch, dass nach jüdischem Recht nur derjenige als Jude gilt, der von einer jüdischen Mutter geboren wurde oder nach den Gesetzen und Vorschriften des (orthodoxen) Judentums konvertiert ist und darüberhinaus (und dies gilt für den einen wie den anderen) die Gesetze und Lebensweise nach der Thora erfüllt. Alle anderen selbst gemachten „Definitionen“ haben jedenfalls im Judentum keinerlei Bedeutung. Im übrigen auch jene auf ethnischen Kriterien aufgebaute Definitionen des Zionismus (die in vielen Punkten denen der Nazi-Definition ähneln) sind nach jüdischem Recht zu verwerfen.

In Deutschland reicht das sogenannte „Bekenntnis“ aus, um bei den Behörden zu einer bestimmten „Religion“ als zugehörig geführt zu werden. Doch auch dies hat – bezogen auf das Judentum – nichts damit zu tun, ob jemand tatsächlich Jude ist oder nicht. Sie können sich Morgen als „Jude“ bei Ihrer Gemeinde registrieren lassen (es heißt dort dann „israelitisch“), doch sind Sie deshalb ja noch längst keiner. Ein „Bekenntnis“ alleine macht noch keinen Juden. Das Judentum kennt auch derlei Dinge wie „Bekenntnisse“ (ein eher christlich geprägter Begriff) nicht.

Frage: Ich nehme an, dass niemand die ganze Thora erfüllen kann. Gibt es dann also einen gewissen Kern, der erfüllt sein muss, oder reicht ein ernsthaftes Bemühen?

Antwort: Nein, es gibt keinen “gewissen Kern”, den man erfüllen kann, um damit ‘auch dabei zu sein’, und ‘eine Quittung für das Ganze’ zu bekommen! Und auch keinerlei “ernsthaftes Bemühen” kann hier als Ersatz einspringen.

Gott hat dem jüdischen Volk die Thora am Sinai mit allen Ge- und Verboten als Ganzes überrreicht, und das Volk Isroel (nicht ‘Israel’!) hat diese freudig angenommen und Gott versprochen, sie voll und ganz einzuhalten.

Ja, es stimmt wohl, dass kein Mensch von jeglicher Schwäche, Irrtum, gar gelegentlichem ‘Abweichen’ dauernd gesichert ist. Auch bei ernstestem Bemühen ist man dagegen nicht gesichert. Aber auch nach solchem, Bemühen und Abweichen, hat der Jude nicht aufgehört, “jüdisch” zu sein. Bei aufrichtiger Reue und frischem Elan in der gesamten Erfüllung des Göttlichen Willens, gewinnt er wiederum den Anschluss an die Thora, und an das Göttliche Wohlwollen, und bleibt dem jüdischen Volk erhalten.

In diesem Sinne ist vielleicht Ihre Bezeichnung, lieber Levi R., “ein ernsthaftes Bemühen”, auch nicht ganz unrichtig. Aber: “Ablässe”, das gibt es sicher nicht.

Es existieren menschliche Schwächen, Irrtümer oder auch Unkenntnis, die einen Menschen dazu verleiten können, das eine oder andere einmal nicht oder falsch zu tun. Doch im Grundsatz ist der Jude allseits verpflichtet, die Ge- und Verbote (613 an der Zahl) auszuüben, wenn man einmal von jenen absieht, die beispielsweise nur mit dem Heiligen Land oder dem Tempeldienst in Verbindung stehen.

5 Antworten to “Wie definiert sich eigentlich ein „Jude“?”

  1. Ast Says:

    Vielen Dank, Herr Cabelman für Ihre Mühe die wichtige Kommentare übersichtlich zu machen

  2. Levi R. Goldstein Says:

    ICh habe lange Zeit nicht mehr ihre Seite besucht, Herr Cabelman, und freue mich über diese Übersicht.

    Grüße,

    Levi R. Goldstein

  3. Lisa Tymoshenko Says:

    Ich bin Deutsche, Nichtjüdin und absolute Gegnerin der aggresiven Politik der USA und leider auch Israels. Ich bin eine große Verehrerin von Heinrich Heine, Kurt Tucholsky, Lion Feuchtwanger, Mascha Kaleiko…Ich liebe und brauche sie zum Leben – die Musik G.Mahlers und Mendelsohn-Bartoldys, ich bewundere die Weisheit Karl Emil Franzos`; für mich sind Angel Wagenstein und Konrad Wolf Menschen, die ich zutiefst schätze und ehre.
    Aber ich bin gegen die Politik des Staates Israel. Bin ich etwa dadurch Antisemitin?! Die Nazis haben Millionen von Juden getötet, sie haben genauso Menschen anderer Nationen oder Glaubens getötet. Sind jüdische Opfer des Faschismus etwa „bessere Opfer“? Peter Zadek, bekannter Theatermann, sprach einmal davon, daß die Opfer zu Tätern geworden sind!
    Nach dem Buch von L.Feuchtwanger „Jüd Süß“ weiß ich nun überhaupt nicht mehr, wie ich den Begriff Jude auslegen soll.
    Ist Jude sein eine Nationalität (wie Ukrainer oder Italiener) oder ist es einfach eine Frage des GLAUBENS? So wie Kommunist oder Humanist oder Buddhist eine Frage des GLAUBENS ist?

    • Albert Says:

      Frau Tymoshenke, haben Sie diesen Artikel hier nicht gelesen?! Die Antwort auf Ihre Frage steht doch eindeutig in diesem Artikel:
      „Antwort: “Jude” ist, nach dem jüdischen Religionsgesetz, der Thora, wer erstens von einer jüdischen Mutter geboren ist, und zweitens die Gesetze der Thora anerkennt und auch tatsächlich einhält.

      Bei fehlen eines dieser beiden Bedingungen ist diese Person dann nach jüdischer Definition nicht “jüdisch”, und nicht als solche zu betrachten. Eine nicht-jüdisch geborene Person kann gleichwohl “jüdisch” werden, sie kann sich als Proselyt, als ‘Ger”, dem jüdischen Volk anschließen, muss aber dann das gesamte jüdische Thora-Gesetz für sich anerkennen, und ebenfalls einhalten.

      Dasselbe gilt bei der Definition “jüdisches Volk”: So lange sich dieses an die an Gott am Berge Sinai abgegebene Verpflichtung hält, die “Thora”, das jüdische Religionsgesetz, treu einzuhalten, ist dieses Volk “jüdisch”. Kehrt es sich von diesem Göttlichen Gesetz ab, ist es nicht mehr jüdisch“.

  4. Thomas L. Says:

    Sehr geehrter Yisrael Cabelman,

    mich würde interessieren, ob ein Jude auch weiterhin als Jude gilt, wenn er aus der Synagoge ausgeschlossen wurde?

    Konkret geht es mir um den Fall des Jesus von Nazareth. Ist mit dem Todesurteil auch ein vorheriger Ausschluss aus der Synagoge verbunden? Ist der Nazarener als Jude gekreuzigt worden, oder war er zu diesem Zeitpunkt kein Jude mehr?

    Vorab herzlichen Dank für Ihre Antwort!
    Thomas L.

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